"Alle Jahre wieder...": Advent und Weihnachten in Deutschland
Advent und Weihnachten. Dies ist für viele Menschen die schönste Zeit im
Jahr. Überall auf der Welt wird sie gefeiert, wenn auch viele Bräuche in Europa
ihren Anfang genommen haben. Wie diese Zeit in Deutschland gefeiert wird,
möchten wir in diesem Artikel kurz beschreiben.
Advent: Jesus kommt bald wieder
In der Adventszeit bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Das Wort "Advent"
kommt aus der lateinischen Sprache und heißt "Ankunft". In dieser Zeit denken
wir daran, daß Jesus Christus als Kind in diese Welt gekommen ist und daß er als
HERR bald wiederkommen wird.
Zur Adventszeit sind die Straßen der Städte hell beleuchtet. Überall hängen
Lichterketten und bunter Schmuck. In den Fenstern hängen Sterne und andere
Figuren aus Papier. Und aus vielen Küchen kommt ein schöner Duft. Die Menschen
fangen an, Weihnachtsplätzchen und besondere Weihnachtskuchen zu backen.
Viele Kinder haben auch einen Adventskalender. Für jeden der 24 Tage
im Dezember bis zum Weihnachtstag findet man ein Stückchen Schokolade oder etwas
anderes hinter kleinen Türen. Es gibt aber auch Adventskalender, die die Mütter
oder größere Kinder selber machen und mit schönen Sachen, wie z. B. Nüssen,
Obst, Schokolade und kleinem Spielzeug füllen. In alten Adventskalendern findet
man noch hinter jedem Fenster eine biblische Verheißung, die auf den kommenden
Christus hinweist.
In vielen Wohnungen findet man in diesen Wochen einen Adventskranz,
aus grünen Tannenästen gebunden. Auf ihm stecken vier Kerzen. An jedem Sonntag
im Advent wird eine neue Kerze angezündet. Wenn alle vier Kerzen brennen, dann
ist es bald Weihnachten. Dazu singen die Kinder: "Advent, Advent, ein
Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier; dann steht das
Christkind vor der Tür."
Noch ist Herbst nicht ganz entfloh'n,
Aber als Knecht Ruprecht
schon
Kommt der Winter hergeschritten.
Und alsbald aus Schnees
Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß
sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige;
Und das
schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber
Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon
den Stern.
Theodor Fontane (1819 - 1898)
Nikolaus komm in unser Haus...
Am 6. Dezember feiert man in Deutschland den Nikolaustag, den
Gedenktag für den Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert lebte und
sich besonders um die Kinder gekümmert hat. Schon am Vorabend stellen die
Mädchen und Jungen ihre Stiefel und Schuhe vor die Türe. Sie möchten, daß der
Nikolaus sie mit Süßigkeiten und Obst füllt. Abends kommt dann auch manchmal der
Nikolaus, angezogen mit einem weiten Mantel und einer Bischofsmütze, selber ins
Haus, oder er geht durch die Stadt. Er hat immer eine Rute für die bösen Kinder
bei sich und einen Sack voller kleiner Geschenke für die lieben Kinder. Aus
einem großen Buch liest er ihnen vor, was sie für gute und böse Dinge getan
haben, und er verteilt kleine Geschenke. Meistens aber bekommt jeder etwas.
Manchmal wird der Nikolaus auch von einem Helfer begleitet, dem Knecht
Ruprecht.
Erst im vorigen Jahrhundert kam die Tradition vom "Weihnachtsmann" auf, der
die Weihnachtsgeschenke bringt. Dieser kommt ursprünglich aus Amerika, wo er
"Santa Claus" genannt wird. In vielen Gegenden Deutschlands, besonders im Süden,
werden die Geschenke an Weihnachten aber vom "Christkind" gebracht.
Von hohen Himmelsfernen
auf einem blauen Band
im Glanz von tausend
Sternen
kam stilles Glück ins Land
und hat in dunklen Herzen
ein
Lichtlein angesteckt,
hat Sorgen, Gram und Schmerzen
ganz leise
zugedeckt.
Richard von Schaukal (1874-1942)
Weihnachten: Jesus ist geboren
Das Christkind und das Verteilen der Geschenke, die sogenannte
"Bescherung", gehören zu Weihnachten. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es diesen
Brauch. Das Christkind schickte damals einen Beutel mit fünf Dingen ins Haus:
Spielzeug, Süßigkeiten, einem Geldstück, einem Kleidungsstück und Sachen für die
Schule. Erst als die Weihnachtsgeschenke immer zahlreicher wurden, legte man sie
auf den sogenannten "Gabentisch".
Im Mittelpunkt des Gabentisches steht heute ein Tannenbaum mit
leuchtenden Kerzen und bunten Kugeln. Kein anderer deutscher Brauch hat in der
Welt eine solche Verbreitung gefunden. Manche Menschen stellen auch eine
Weihnachtskrippe unter den Tannenbaum. Das Ereignis von Bethlehem wird hier mit
verschiedenen, oft kunstvoll gestalteten Figuren nachgestellt. In einem Stalle
stehen ein Esel und ein Ochse, sowie Maria und Josef. Manchmal kann man auch die
Hirten mit ihren Schafen sehen oder die drei Weisen aus dem Morgenland. In der
Mitte steht ein Futtertrog, eine Krippe. Darin liegt eine kleine Puppe, die
Jesus als Kind darstellen soll.
Der Abend vor dem Weihnachtstag ist der Heilige Abend (24.12.). Viele
Menschen gehen an diesem Abend zum Gottesdienst in die Kirche. Dort singt man
Lieder und hört die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel. Manchmal spielen die
Kinder auch ein "Krippenspiel", in dem die Weihnachtsgeschichte
dargestellt wird, wie sie im Lukasevangelium steht. Manchmal treten auch die
weisen Männer aus dem Orient auf, von denen der Evangelist Matthäus erzählt.
Nach dem Gottesdienst ist es Zeit für die Geschenke, die vorher unter den
Weihnachtsbaum gelegt worden sind. Darauf haben sich alle gefreut, am meisten
aber die Kinder. Manche Kinder haben vorher auch schon einen "Wunschzettel"
geschrieben und ihn den Eltern gegeben. Ob sie nun auch die Dinge unter dem
Weihnachtsbaum finden, die sie sich gewünscht haben?
Abgeschlossen wird der Heilige Abend oft mit einem gemeinsamen Essen, aber am
Weihnachtstag (25.12.) geht das Feiern dann weiter. Die Hausfrauen machen
etwas besonders Gutes zu essen, häufig Karpfen, Gans oder einen leckeren Braten
und selbst gebackenen Kuchen. Zu diesem Fest kommt dann auch jeder aus der
Familie, der auswärts wohnt und der eben kommen kann. Weihnachten ist ein
Familienfest.
Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine Zeit der Hoffnung. In dieser
Zeit denken wir daran, daß Gott uns seine große Liebe gezeigt hat. So groß ist seine Liebe, daß sein
einziger Sohn als kleines Kind in einem Stall zur Welt kam. Das war Gottes
Geschenk an uns! Wir brauchen es nur anzunehmen. Und aus diesem Grund können wir
Weihnachten feiern. Auch dann, wenn die äußeren Umstände nicht gut sind und wir
eigentlich gar nicht feiern wollen. Jesus will jedem Hoffnung und Hilfe
geben!
"Gott hat die Menschen so sehr geliebt,
daß er seinen einzigen
Sohn hergab.
Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen,
nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben."
Evangelium von Johannes
3,16