Regierung beharrt auf Rente mit 67
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hдlt an der Rente mit 67 fest - ungeachtet
massiver Kritik von Sozialverbдnden und Gewerkschaften. Das Kabinett billigte
den Bericht von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ьber die
Beschдftigungssituation Дlterer.
Der Bericht mit dem Titel "Aufbruch in die altersgerechte Arbeitswelt"
zeichnet eine positive Lage am Arbeitsmarkt: Fьr 60- bis unter 65-Jдhrige habe
sich die Beschдftigungsquote auf zuletzt 38 Prozent erhцht und damit innerhalb
der vergangenen zehn Jahre fast verdoppelt. Die Tendenz ist nach Auffassung der
Regierung weiter gьnstig. In sozial abgesicherten Stellen arbeitete zuletzt ein
knappes Viertel (23 Prozent) dieser Altersgruppe. "Es geht hier nicht um prekдre
Jobs", betonte Ministerin von der Leyen. Die 2012 beginnende Anhebung des
Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre sei vertretbar und notwendig.
"Die fairste Lцsung"
[Bildunterschrift:
"Rente mit 67 ist fair": Arbeitsministerin von der Leyen ] Zuvor hatte von der Leyen erneut fьr eine
lдngere Lebensarbeitszeit geworben. Es sei die fairste Lцsung, um die
Rentenlasten gerecht zu verteilen, sagte sie im gemeinsamen
Morgenmagazin von ARD und ZDF. Hцhere Rentenbeitrдge seien
ungerecht fьr die jьngere Generation. Die jьngere Generation mьsste dann fьr die
geburtenstarken Jahrgдnge deutlich mehr zahlen, das sei nicht fair. Der Deutsche
Gewerkschaftsbund (DGB) hatte dafьr plдdiert, die Beitrдge um 0,6 Prozentpunkte
anzuheben und dafьr auf die Rente mit 67 zu verzichten.
Das lehnte von der Leyen strikt ab. Wenn die Menschen immer lдnger Rente
bezцgen, "kann man auch ein bisschen lдnger arbeiten", sagte sie. Die Дlteren
seien "die Gewinner am Arbeitsmarkt". Bei keiner anderen Altersgruppe habe es in
den vergangenen Jahren "eine solche Dynamik" gegeben.
Allerdings mьsse es bei der Rente mit 67 Einschrдnkungen geben. "Den schwer
arbeitenden Menschen kann man nicht zumuten, bis 67 zu arbeiten", sagte die
Ministerin weiter. Diese Menschen sollten ab einem bestimmten Alter nicht mehr
kцrperlich tдtig sein, sondern kцnnten stattdessen aufgrund ihrer
Arbeitserfahrung etwa im Bereich der Ausbildung, des Verkaufs oder der Beratung
tдtig werden.
Wirtschaft soll umdenken
[Bildunterschrift:
Krдfteschonende Jobs fьr дltere Arbeitnehmer seien nцtig, sagt die
Arbeitsministerin. ] Die Ministerin sah
hier die Wirtschaft am Zug. Ein Umdenken sei nцtig. Die Unternehmen mьssten sich
stдrker auf eine дltere Belegschaft einstellen. Dazu gehцre auch eine bessere
Gesundheitsvorsorge in den Betrieben. Es gehe um die Kernfrage, wie
"interessante, motivierende und krдfteschonende Arbeitsplдtze" fьr Дltere
geschaffen werden kцnnten.
FDP sagt ja, aber...
Kurz vor Beginn der Kabinettsberatungen hatte die FDP ihre Forderung nach
einem flexiblen Rentenbeginn erneuert. Seine Partei wolle, dass die Koalition
diese Mцglichkeit prьfe, sagte FDP-Generalsekretдr Christian Lindner dem
Deutschlandfunk. "Nach unserer Auffassung mьssen Menschen selbst entscheiden
kцnnen, wann sie in den Ruhestand gehen." Ungeachtet dessen steht der
Koalitionspartner aber weiterhin zur Rente mit 67. Zwar gebe die derzeitige
Beschдftigungsquote der Дlteren Anlass zur Sorge, langfristig gebe es aber zu
einer Erhцhung des Renteneintrittsalters "keine realistische Alternative", sagte
Lindner.
Protest von Gewerkschaft, Sozialverbдnden und der SPD
Gewerkschaften und Sozialverbдnde sehen das anders. Auch wдhrend der
Kabinettssitzung machten sie ihrem Дrger Luft. DGB-Chef Michael Sommer nannte
auf der Kundgebung die Zahlen der Regierung geschцnt und forderte, die Erhцhung
des Renteneintrittsalter zumindest auf Eis zu legen. Der Sozialverband
Deutschland nannte die Entscheidung nicht vertretbar und warf der Regierung
Schцnfдrberei vor. Auch der Bundesverband Volkssolidaritдt forderte einen
Verzicht auf die Rente mit 67.
Kritik an den Rentenplдnen der Regierung kam auch von der SPD. Die
Beschдftigungszahlen Дlterer seien zu gering, um jetzt in die Rente mit 67
einzusteigen, sagte Fraktionsvize Olaf Scholz. Die Tatsache, dass noch nicht
einmal ein Viertel der ьber 60-Jдhrigen sozialversicherungspflichtig beschдftigt
sei, sei "viel zu wenig, um jetzt mit der Anhebung der Altersgrenze zu
beginnen". Von der Leyen werfe "Nebelkerzen". Die SPD will die Rente mit 67 erst
dann umsetzen, wenn die Hдlfte der 60- bis unter 65-Jдhrigen eine regulдre
Beschдftigung hat. Die Linkspartei lehnt die Rente mit 67 grundsдtzlich ab.
Dagegen begrьЯte Arbeitgeberprдsident Dieter Hundt das Festhalten an der
Rente mit 67. Ansonsten mьssten Leistungen gekьrzt oder die Beitrдge erhцht
werden, sagte er der
Источник: http://www.tagesschau.de/inland/rentenalterstreit102.html |